Projekthistorie und beteiligte Partner

Auf dem Areal des Flughafens Bern-Belp planen die BKW, Energie Wasser Bern und die Flughafen Bern AG mit BelpmoosSolar die grösste Freiflächen-Photovoltaik (PV)-Anlage der Schweiz. Im Jahr 2022 initiierte die Flughafen Bern AG gemeinsam mit der BKW die Installation einer PV-Anlage auf den Flughafengebäuden. Im Zuge dieser Zusammenarbeit entstand die Idee, das Potenzial des gesamten Flughafenareals für erneuerbare Energie zu nutzen. Daraus entwickelte sich das Vorhaben, eine 25 Hektar grosse Freiflächen-PV-Anlage zu realisieren.

Für die Umsetzung des Projekts und den späteren Betrieb der Anlage wurde die BelpmoosSolar AG gegründet, ein Gemeinschaftsunternehmen der Flughafen Bern AG, der BKW und Energie Wasser Bern. Die BKW verantwortet die Projektleitung. Das Projektziel ist klar definiert: Mit der Produktion von lokaler und erneuerbarer Energie soll BelpmoosSolar einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten und gleichzeitig ökologische Aspekte wie die Umweltverträglichkeit und den Einfluss auf die Biodiversität umfassend berücksichtigen.

Facts & Figures

Fläche: 250'057,84 m2, 25 Hektar, 35 Fussballfelder

Anlageleistung: 35 MWp DC Leistung

Jahresproduktion: 42 GWh (Versorgung von bis zu 19'000 typischen 2-Personen-Haushalten [1] oder 10'000 typischen 4-Personen-Haushalten)

Winterhalbjahr: 12 GWh (=29 % der Gesamtleistung)

CO2-Emission: PV 42g CO2-eq/kWh (durchschnittlicher Schweizer Konsumentenmix 135g CO2-eq/kWh) [2]

Anzahl Module: 56'025 Stück

Fläche Generatorfeld: 151'334 m2

Investitionsvolumen: ca. 30 Mio. CHF

Projektstandort und Umweltplanung

Der Flughafen Bern-Belp bietet durch sein weiträumiges Gelände eine optimale Grundlage für ein PV-Projekt. Die Anlage soll im eingezäunten Areal des Flughafens entstehen. Aktuell werden 10 Hektar der geplanten 25 Hektar Projektfläche für Graspisten und Rollwege genutzt und müssen daher wöchentlich von Mitarbeitenden der Flughafen Bern AG gemäht werden. Die restlichen 15 Hektar sind bis mindestens Ende 2026 verpachtet und werden von zwei landwirtschaftlichen Betrieben für die Heuwirtschaft verwendet. Es gibt keine Fruchtfolgeflächen und aus planungs- und luftfahrtrechtlichen Gründen ist eine anderweitige Nutzung der Fläche nicht möglich. Hier zeigt sich die Effizienz des Projekts: Durch die Dreifachnutzung – Flugbetrieb, Landwirtschaft und Energieproduktion – wird der bestehende Raum optimal genutzt.

Für BelpmoosSolar wurde frühzeitig eine Voruntersuchung der Umweltverträglichkeitsprüfung vorgenommen. Diese Untersuchung umfasste auch eine erste detaillierte Aufnahme der Flora und Fauna im betroffenen Gebiet, da für den Flughafen-Perimeter das sogenannte Berner Modell angewendet wird. Das heisst, die Qualität und räumliche Ausdehnung der Lebensräume auf der betroffenen Fläche werden in Übereinstimmung mit dem Natur- und Heimatschutzgesetz bestimmt. Alle fünf Jahre findet eine periodische Kontrolluntersuchung der wertvollen Lebensräume statt. Der aktuelle ökologische Gesamt-Perimeterwert, über den gesamten Flughafenperimeter gemessen, darf nie unter den festgelegten Referenzwert 2010 fallen. Wird im Rahmen eines Bauvorhabens festgestellt, dass der Referenzwert damit unterschritten wird, sind Ersatzmassnahmen zu planen. Das Ergebnis der Voruntersuchung hat aufgezeigt, dass die Artenvielfalt und die Populationsdichte auf dem Perimeter unter den Erwartungen der Fachpersonen liegen. 2025 wird die Hauptuntersuchung folgen, durch die weitere ausführliche Erkenntnisse gewonnen werden können.

Anhand der Voruntersuchung ist es möglich, detaillierte Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen zum Erhalt entfallender Naturflächen zu definieren. In diesem Zusammenhang wurde im Sommer 2023 bereits der Samenstand der vorliegenden Flora gesichert und eingelagert, um die Samen später auf einer Ausgleichsfläche wieder aussäen und so den ursprünglichen Zustand der Vegetation erhalten zu können.

Biodiversität als integraler Projektbestandteil

Die Biodiversität nimmt in diesem Projekt einen übergeordneten Stellenwert ein. BelpmoosSolar verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem die Förderung der Biodiversität als integraler Bestandteil in die Planung einfloss. Es ist das erklärte Ziel der drei Projektpartner, den Erhalt der Biodiversität nicht nur über Ausgleichsmassnahmen zu erreichen, sondern die Biodiversität im betroffenen Areal möglichst zu erhöhen. Wie eine Studie des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (Peschel et al. 2019: 1) zeigt, können Freiflächen-PV-Anlagen Artenreichtum fördern. Durch die extensive Flächenpflege erholt sich der Boden, was zu positiven Effekten für Natur und Umwelt führt. Laut Biologe und Umweltgutachter Tim Peschel lassen sich mit der Berücksichtigung der Biodiversität bei der Planung der Anlage und einer naturverträglichen Ausgestaltung «verblüffende und lang anhaltende positive Effekte für Flora und Fauna beobachten». Freiflächen-PV-Anlagen bieten «eine einfache und zeitnah umzusetzende Chance, Klima- und Biodiversitätsschutz auf einer Fläche integrativ zu realisieren» (energate 2024).

Peschel et al. (2019: 7) belegen mit ihrer Studie, dass Freiflächen-PV-Anlagen oftmals ein Gewinn für die Biodiversität sein können. So liegen die bekannten Gefährdungsursachen für viele Arten der Agrarlandschaft bei der Bewirtschaftung von PV-Anlagen in der Regel nicht vor. «Da das Grünland keinem nennenswerten ökonomischen Verwertungsdruck unterliegt, müssen weder grosse Mengen Dünger oder Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, noch wird durch frühe und häufige Mahd versucht, maximale Heuerträge zu gewinnen. Durch die extensive, kontinuierliche Art der Bewirtschaftung mit geringen Mahdfrequenzen und – wenn überhaupt – vergleichsweise geringe Düngung ist das Grünland hier oftmals artenreicher.» (Peschel et al. 2019: 7)

Insbesondere die Schafbeweidung wird unter naturschutzfachlichen Aspekten als erfolgreiche und vorteilhafte Art der Flächenpflege empfohlen. Hervorgehoben werden dabei die Verbreitung und der Austausch unterschiedlicher biologischer Arten – Samen und Kleinsttiere – durch die Felle, den Kot und die Klauen der Schafe, was zu einer erhöhten Artenvielfalt führt, sowie die geringere Bodenverdichtung, wovon insbesondere konkurrenzschwache Pflanzenarten profitieren (Peschel et al. 2019: 8f). Die organische Düngung führt zudem zu einem erhöhten Humusanteil, wodurch die Wasserhaltefähigkeit des Bodens verbessert wird und dieser auch mehr CO2 binden kann.

Bei der Planung von BelpmoosSolar wurde die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche durch Schafwirtschaft berücksichtigt. Die Bauweise der PV-Anlage ist bewusst auf eine offene Struktur ausgelegt. Die Modultische sind mit einer Mindesthöhe von 0,8 Metern entsprechend aufgeständert, wodurch nicht nur die Pflege zwischen den Modulen gesichert ist, sondern auch darunterliegende Flächen von Schafen beweidet werden können (siehe Abbildung 3).

Skizze zeigt  Installation der Modultische
Installation der Modultische

Schlegel (2021: 27) bestätigt in seiner Studie, dass durch einen Bodenabstand ab 0,8 Metern ausreichend Licht für die pflanzliche Primärproduktion auf den Boden fällt. Peschel et al. (2019: 23) stellen zudem fest, dass die Abstände der Modultische einen Einfluss auf die Artenvielfalt und die Populationsdichte von Insekten haben: Liegen zwischen den Modulreihen besonnte Streifen von drei Metern oder mehr, erhöht sich die Diversität von Insekten erheblich. Dies wiederum verbessert die Nahrungsgrundlage für viele Sekundärkonsumenten unter den Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien und räuberischen Wirbellosen. Das Projekt BelpmoosSolar erfüllt beide Konstellationen.

Die ökologische Qualität der Flächen wird im Rahmen des Berner Modells kontinuierlich überwacht werden. Der gesamte Planungs- und Bauprozess orientiert sich durch das fortlaufende Monitoring eng an den ökologischen Vorgaben; auch während des Betriebs der Freiflächen-PV-Anlage wird dadurch sichergestellt, dass eine hohe Qualität an Lebensräumen auf dem gesamten Areal vorliegt.

Des Weiteren ist geplant, mit gezielten Ausgleichs- und Fördermassnahmen für Fauna und Flora wie Hecken, Gräben, Steinmauern, Gebüschen, Wildblumenwiesen und der Installation von künstlichen Strukturen wie Totholz, Nistkästen und Überwinterungsplätzen (Schlegel 2021: 15) die Artenvielfalt auf dem Flughafenareal zusätzlich zu fördern.

Fazit: Biodiversität und Freiflächen-PV – kein Widerspruch

Das Projekt BelpmoosSolar zeigt, dass die Förderung der Biodiversität und die Errichtung von Freiflächen-PV-Anlagen sich nicht gegenseitig ausschliessen. Im Gegenteil: Ist die Biodiversität integraler Bestandteil einer sorgfältigen Planung und wird bei Bau und Betrieb der Anlage berücksichtigt, entsteht ein Projekt, das sowohl der Energieversorgung dient als auch die lokalen ökologischen Ressourcen stärkt. Dieses Projekt demonstriert, wie Flächen effizient für die Produktion erneuerbarer Energie genutzt werden können, ohne in unberührte Landschaften einzugreifen.

BelpmoosSolar setzt neue Massstäbe bei der Planung und der Umsetzung von Freiflächen-PV-Anlagen und zeigt, dass eine erneuerbare Energieerzeugung und der Schutz der Biodiversität Hand in Hand gehen können. Solche Projekte sind wegweisend für die Zukunft der nachhaltigen Energiegewinnung und ein Vorbild für den respektvollen Umgang mit unserer Natur.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf der Plattform PerspectivE des VSE.

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